Der Bildungsauftrag der Kindertagesstätte
Orientierungsplan
Unser Verständnis von Bildung
Jedes Kind ist von Geburt an mit allen Kräften dabei, sich die Welt anzueignen.
Das Kind tritt mit seiner Umwelt und mit seinem Körper über Sinneseindrücke und
Bewegung aktiv in Verbindung. Es bauen sich in seinem Gehirn durch Sinnes-eindrücke Bilder und Vorstellungen auf und fügen sich im Laufe des Bildungs-prozesses zu einem Ganzen zusammen. Das Kind erfährt dabei, wie Dinge und Ereignisse nach Regeln funktionieren, sich wiederholen und veränderbar sind. Kinder lernen durch Handeln. Indem sie selbst etwas tun, bilden sie sich selbst, denn niemand kann dem lernenden Kind die geistige Verarbeitung abnehmen. Dabei hat Spielen eine besondere Bedeutung. Damit Lernen Sinn macht, sind Kinder auf die positive Resonanz ihrer Bezugspersonen angewiesen. Das gilt für das Elternhaus und für den Kindergarten. Voraussetzung für erfolgreiches Lernen ist, dass Grundbedürfnisse erfüllt werden (Sicherheit, Geborgenheit ) und sichere Bindungen zu Bezugspersonen entstehen können.
Spielen bedeutet, die Welt verstehen zu lernen
„Die wichtigste Lernform für Kinder ist das Spiel. Kinder spielen, wo immer es möglich ist. Im kindlichen Spiel vereinen sich die vielfältigsten Aspekte der Entfaltung emotionaler und kognitiver Fähigkeiten und Möglichkeiten, deren Bedeutung für spätere Entwicklungen kaum zu messen ist.“
Was bedeutet das für die Eltern und Erzieherinnen? Das Kind fordert uns heraus, Stellung zu beziehen und klare Aussagen zu formulieren. Das Kind muss die Gewissheit haben, dass es spielen darf, denn nur so kann es seine Selbstbildungspotenziale, die Stärken, die in ihm stecken, nutzen und sich weiterentwickeln.
Das Kind bestimmt das Spiel und sein Tempo. Eltern und Erzieherinnen sind in diesen Situationen „Entwicklungsbegleiterin“, sie unterstützen das Spiel, indem sie da sind und reagieren, wenn das Kind es wünscht.
So-tun-als-ob-Spiele und konstruieren sind im 3. Lebensjahr an der Tagesordnung. Das Kind tut, so als ob es kochen würde. Zu Anfang imitiert es die Mutter, den Vater, die Erzieherin etwas später übernimmt es auch ihre Rollen. Eltern und Erzieherinnen sind Vorbilder ihrer Kinder. Kinder spielen das nach, was sie täglich erleben. Sie ahmen das nach, was geschehen ist bzw. was sie erlebt haben. Sie werden immer spitzfindiger in ihren spielerischen Ausführungen.
Wenn sie im 3. Lebensjahr nur so getan haben, als ob sie die Mutter seien, spielen sie mit fünf Jahren die Mutterrolle sehr authentisch und Eltern sind erstaunt, wie differenziert und detailliert Personen nachgeahmt werden. Hier zeigt sich, dass die Beobachtungsgabe sich entwickelt hat. Das kindliche Spielen ist eine Voraussetzung fürs Lernen. Spielen bedeutet fürs Kind Arbeit, denn über das Spiel bildet und entwickelt es sich weiter.
Gerade im Vorschulalter wird viel gelernt und in den kleinen Gehirnen der Kinder passiert enorm viel. Die Schule des Lebens hat bereits im Kindergarten angefangen. Hier bekommt das Kind die Möglichkeit, vieles zu lernen (nach N.Herschkowitz und N.Spitzer). Versuch und Irrtum ermöglichen es ihm, Erfahrungen zu sammeln. Es lernt darüber, seine Selbstbildungspotenziale zu nutzen und seine Stärken zu erkennen. Kinder brauchen Handlungsspielräume, denn nur im Spiel können sie sich selbst entdecken.
Das freie Spiel und bewusst eingerichtete Spielräume bieten dafür gute Gelegenheiten.
Kinder sind kreativ. Sie schaffen es aus gesammeltem Naturmaterial kleine Schlösser zu bauen. Zweijährigen genügt ein kleines Stöckchen oder ein Stein, 5-6-Jährige benötigen ein ganzes Warenlager.
Mädchen und Jungen
Wir bieten Jungen und Mädchen Freiräume und viel Bewegungsfreiheit. Raufen, ringen, rasen, rennen, alles was Spaß macht, ist erlaubt. Sobald ein Kind signalisiert, dass es nicht mehr möchte bzw. „stopp“ sagt, wird dies von den anderen akzeptiert.
Die Regeln erarbeiten wir gemeinsam mit den Kindern.
Durch unsere Beobachtungen der Kinder wird klar, dass es Unterschiede gibt. Jungen und Mädchen zeigen geschlechtstypische Verhaltensweisen. Sie ahmen nach und im Rollenspiel werden typische Verhaltensmuster eingeübt bzw. überprüft. Geschlechtergerechtigkeit bedeutet, Jungen und Mädchen gleichberechtigt zu behandeln, und ihnen so viele Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen, ohne den Wunsch nach eindeutig geschlechtlicher Identität zu verstoßen. Mädchen und Jungen sollen erfahren, dass sie mehr können und dürfen als das, was als „typisch“ gilt.
Inklusion – ein Selbstverständnis für unsere Kindertagesstätte
Im Grundgesetz, Artikel 3 ist verankert:
„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
Für uns bedeutet Inklusion, dass jedes Kind die Chance erhält, sozialraumnah eine Kindertagesstätte bzw. eine Schule zu besuchen, die eine gute Erziehung, Bildung und Betreuung in ihrer nahen Umgebung bietet. Unterschiede zwischen den Kindern sehen wir als Chance für gemeinsames Spielen und Lernen.
Vielfalt ist auf allen Ebenen und in der täglichen Arbeit zu erkennen.
Partizipation ein Schwerpunkt unserer pädagogischen Arbeit
Partizipation – Teilhabe, Demokratie lernen, wird bei uns in der KiTa großgeschrieben. Uns ist es wichtig Respekt und Anerkennung allen Menschen, ob Kinder oder Erwachsenen, entgegenzubringen.
Kinder werden bei uns ernst genommen und bestimmen in einem erheblichen Maße den Alltag mit. So entscheiden die Kinder sich täglich aufs Neue für Spielpartner, Spielmaterial, Spielbereiche und Spieldauer. Sie haben die Möglichkeit, nach Absprache auch die Räumlichkeiten außerhalb der eigenen Gruppe (z.B. Flur, Außengelände, Bewegungsraum) zu nutzen. Der Besuch anderer Gruppen ist für die Kinder selbstverständlich.
Bei verschiedenen Projekten greifen wir die Themen und Vorschläge der Kinder durch Beobachtung auf und entwickeln sie gemeinsam mit den Kindern weiter.
Dafür nutzen wir z.B. den täglichen Morgenkreis. Hier besprechen wir gemeinsam mit den Kindern die verschiedenen Themen, Interessen und Belange. Gegebenenfalls diskutieren wir Veränderungen der Gruppenregeln oder der räumlichen Ausstattung miteinander.
Wie lernen Kinder?
Wenn Kinder lernen, lernen sie über ihre Sinneswahrnehmung. Sinneswahrnehmung bedeutet wie das Wort schon sagt, mit allen Sinnen wahrzunehmen. Was heißt das nun konkret?
Kinder sollten laut und leise hören, nah und fern sehen, fest und weich fühlen, riechen, schmecken, räumlich wahrnehmen können, Auge-Hand, Hand-Hand-Koordination beherrschen, ihren Körper wahrnehmen, Schmerzen empfinden, sensibel sein, sich in einer Gruppe in einem Raum orientieren, balancieren können, Treppen hinauf- und hinuntersteigen, etc.
Der Einsatz der Sinne ist für das Lernen von immenser Bedeutung.
Je mehr Sinnesbereiche angesprochen werden, umso besser ist das Lernen.
Situationsorientierter Ansatz
Wir arbeiten nach dem situationsbezogenen Ansatz, d.h. wir greifen die Themen, Interessen und Bedürfnisse der Kinder auf und geben ihnen die Möglichkeit, sich in einer angenehmen Atmosphäre, in der sich Kinder wohlfühlen, in ihrem individuellen Tempo weiterzuentwickeln.
Unsere Rolle als Erzieherinnen ist vielfältig
So sehen wir uns als:
-
Entwicklungsbegleiterinnen
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Vorbilder
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Bindungspersonen
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Bezugspersonen
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Seelentrösterinnen
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Mutmacherinnen
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Beraterinnen
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Spielpartnerinnen
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Zuhörerinnen
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Freundinnen
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Helferinnen mit Herz
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Motivatorinnen
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Konflikt-Streitschlichterinnen